Nach Jahren stabiler bis leicht ansteigender Preise haben die letzten Vertragsverhandlungen uns von ATC doch kalt erwischt. Natürlich wussten wir, dass wir nicht mit Preiserhöhungen rechnen konnten, doch eine Senkung der Vertragspreise verhält sich in unseren Augen zum Trend der steigenden Kostenpreise wie Faust aufs Auge. ATC hat deshalb darauf hingewiesen, dass für eine solche Preissenkung eigentlich kein Spielraum vorhanden ist.

In den letzten Jahren fielen für Beregnung und Pflanzenschutzmittel nämlich Mehrkosten an und die ungünstigen Bedingungen im Herbst haben die Ernte nicht unbedingt preisgünstiger gemacht. Auch die Kosten für die Keimhemmung dürfen nicht vergessen werden. Hinzu kommt, dass diese Mehrkosten nicht durch bessere Ernteerträge ausgeglichen werden konnten. Das jetzige Verhandlungsergebnis ist in unseren Augen daher suboptimal, um es einmal milde auszudrücken. Dies gilt umso mehr, als auch die Anzahl Tonnen pro Hektar, für die Verträge abgeschlossen werden können, gesenkt wurde. Bei einigen Zuschlägen und Prämien wurde außerdem der Rotstift angesetzt. Wir dürfen davon ausgehen, dass diese Maßnahmen nur vorübergehend sind. Dabei ist es ein magerer Trost, dass sich bei den Vertragspreisen anderer Kartoffelverarbeiter in den Niederlanden ein ähnliches Bild zeigt.

Eigene Abwägung

Die Erzeuger können sich bei Aviko Potato für Mehrjahresverträge entscheiden. Der Vorteil ist die Preissicherheit, allerdings für weniger Tonnen pro Hektar. Hier zeigt sich ein klarer Trendbruch. Während Parteien wie Aviko Potato in den vergangenen Jahren stets versucht haben, mit einem Festpreis möglichst immer höhere Rohstoffmengen vertraglich festzulegen, führt der aktuelle unsichere Markt zu einer Kursänderung, wobei geringere Mengen für einen längeren Zeitraum vertraglich festgelegt werden sollen.

Neben Festpreisverträgen bietet Aviko Potato eine große Palette anderer Möglichkeiten zur Vermarktung der Kartoffeln an. Der Pool funktioniert über die Jahre im Großen und Ganzen recht ordentlich, und wer selbst mehr Einfluss auf die Erträge haben möchte, kann sogenannte Klickverträge abschließen oder sich auf den freien Markt begeben. Diese Abwägung muss jeder Erzeuger für sich vornehmen. Kein Betrieb ist wie der andere, und das gilt auch für den Kostenpreis.

Ich betrachte die neue Situation als eine Art Schachbrett, auf dem sich die Ausgangsposition der einzelnen Figuren verändert hat. Die Spieler, also Sie und ich, müssen genauso wie Aviko ihre Position ändern. Entscheiden Sie sich für eine andere Mischung aus Vertrag, Pool, Klickverträgen oder freiem Markt? Oder vielleicht doch für einen Wechsel zu Mehrjahresverträgen? Oder sogar für eine Reduzierung der Anzahl Hektar? Denken Sie gut nach, was zu Ihrem eigenen Risikoprofil passt, ermitteln Sie Ihren Kostenpreis und besprechen Sie die Optionen mit Ihrem Außendienstmitarbeiter.

Optimismus

Abschließend sollten wir nicht vergessen, mit gesundem Optimismus nach vorne zu schauen. Abgesehen von der Corona-Flaute durften wir uns in den vergangenen Jahren über konstantes Wachstum beim Absatz von Pommes frites freuen. Die Menschen werden bald wieder Festivals und Restaurants besuchen und dort Pommes und/oder andere Kartoffelprodukte genießen. Schon jetzt lässt sich feststellen, dass der Pommes-Konsum höher liegt als während des ersten Lockdowns. Das schafft Vertrauen. Ich bin davon überzeugt, dass der Kartoffelanbau noch immer eine rosige Zukunft hat.

Hilchard Waalkens