Die Zulassung von Chlorpropham zur Keimhemmung wurde ab der Ernte 2020 zurückgenommen. Den Erzeugern stehen alternative Mittel zur Verfügung, deren Anwendung aber mit bestimmten Voraussetzungen verbunden ist. Nutzen Sie die kommenden Monate für eine überlegte Entscheidung und ggf. für Anpassungen bei der Lagerung.

MH-Behandlung als Grundlage

MH (Maleinsäurehydrazid) wurde bisher als Spritzmittel für keimfreudige Sorten oder bei Durchwuchs verwendet. Aber auch bei allen anderen Lagerungsstrategien bildet das Mittel eine gute Grundlage für die Keimhemmung, vor allem bei Partien mit viel Fäule oder wenn Kartoffeln nass und mit viel Erdanhang eingelagert wurden. Bei langer und viel externer Lüftung sorgt MH in der Partie für Ruhe, bis die Keimhemmung mit einem anderen Mittel gestartet werden kann. Ohne MH sind solche Situationen kaum zu kontrollieren. Durch die Wirkung von MH wird die Keimung verzögert. Das wirkt sich positiv auf die Lagerungsverluste aus. 

Alternative zu Chlorpropham

Als Mittel für die Keimhemmung bei Kartoffeln aus der Ernte 2020 sind 1,4 Sight, Biox-M und Restrain (Ethylen) verfügbar. Für das Keimhemmungsmittel Argos auf der Grundlage von 100 % Orangenschalenöl liegt noch keine Zulassung vor; der Hersteller erwartet diese allerdings für die Saison 2020. 

  • 1,4Sight
    Bei richtiger Verwendung sorgt 1,4 Sight bei den Kartoffeln ohne Beeinträchtigung der Backfarbe und mit weniger Lagerungsverlusten für Ruhe. Ein wichtiger Punkt bei 1,4 Sight ist, dass nur geringe Mengen des Mittels durch undichte Stellen im Lager oder externe Lüftung nach außen entweichen können. Je mehr von dem Mittel entweicht, desto schwächer die Wirkung und desto früher/öfter muss nachbehandelt werden. Damit eine ausreichend hohe Konzentration des Mittels in den Kartoffeln erreicht werden kann, muss das Volumen des Lagers zu mehr als 40 % mit Kartoffeln gefüllt sein. Die Sicherheitsfrist von 1,4 Sight beträgt vier Wochen, was eine flexible Auslagerung etwas erschwert. 1,4 Sight wird präventiv eingesetzt. Bei einem Entweichen in angrenzende Zellen kann es zu (nicht zulässigen) Rückständen in anderen Produkten kommen.
  • Biox-M
    Mit dem Einsatz von Biox-M sind weniger Einschränkungen in Bezug auf den Lagerort und das Verfahren verbunden als bei 1,4 Sight. Die Wirkung basiert darauf, dass neu entstandene Augen „abgebrannt“ werden. In der Phase, in der die Keime sich noch nicht verfärbt oder verdickt haben, hat das Mittel eine gewisse kurative Wirkung. Die erste Behandlung erfolgt mit einer höheren Dosierung von 60-90 ml/Tonne, sobald der Start bei 50 % der Knollen erfolgt ist (Keime von 1-2 mm). Die Folgebehandlungen mit 30 ml/Tonne wirken präventiv. Mit Biox-M behandelte Kartoffeln weisen einen typischen (starken) Minzgeruch auf. Daher ist zwischen der letzten Behandlung mit Biox-M und der Auslieferung eine Wartefrist von mindestens 12 Tagen einzuhalten. 
  • Ethylen
    Restrain (Ethylen) ist die günstigste Alternative und lässt sich mithilfe eines Generators im Lagerraum leicht anwenden. Wichtig ist dabei die Überwachung der CO2-Konzentration. Daher wird mit der Anwendung erst begonnen, wenn die jeweilige Partie zur Ruhe gekommen ist. Während der Lagerung muss dann die CO2-Konzentration aktiv reguliert werden, entweder durch externe Lüftung oder besser durch Absaugen von CO2. Partien mit hoher CO2-Produktion (viel Fäule, unreife Chargen) sind für Ethylen weniger geeignet. Aufgrund der geringeren Backqualität sind offenbar nicht alle Sorten für eine Lagerung mit Ethylen geeignet. Der Hersteller erwartet, dass Ethylen kurzfristig auch in Deutschland zugelassen wird. 

Technische Änderungen bei der Lagerung

Eventuell können am Lagerraum in der nächsten Zeit Änderungen vorgenommen werden, um die Anforderungen bei den verschiedenen Keimhemmungsmitteln zu erfüllen. So vergrößert sich auch die Flexibilität bei der Wahl des richtigen Mittels für die jeweilige Situation zum Zeitpunkt der Einlagerung. 

Achten Sie vor allem darauf, dass keine undichten Stellen vorhanden sind (Entweichen des Mittels, eventuelle Probleme in anderen Erzeugnissen), wie die Dauer der externen Lüftung begrenzt werden und/oder wie eine hohe CO2-Konzentration verhindert werden kann, und berücksichtigen Sie auch, mit welchen Geräten und an welchem Ort die Einlagerung erfolgt.